Okt 09 2010

Vortrag von Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits vor ausverkaufter Sulzberghalle

Geschrieben von um 13:57 unter Allgemein

Am 05.10.2010 hat die Alpenvereinssektion Lahr für ihre Mitglieder einen Vortrag mit den derzeit besten Expeditionsbergsteigern Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits organisiert. Das Ehepaar aus Bühl hat zusammen mehr als 30 8000er bestiegen.

Nur die restlichen  120 Karten wurden für den Vorverkauf freigegeben. Diese waren bereits nach 2 Tagen ausverkauft. Selbstverständlich war der Sektion bewußt, dass man mit diesen beiden sympathischen Bergsteigern eine wesentlich größere Halle hätte füllen können. Denn Ralf ist es erst im letzten Jahr gelungen, als erstem Deutschen alle 14 8000er zu besteigen und Gerlinde war lange Zeit auf dem Weg, dies als erste Frau ebenfalls zu schaffen. Die kleine Sulzberghalle haben einige unserer Vortragsgäste auch kritisiert. Wir bitten jedoch um Verständnis, dass ein kleiner Verein, der keinerlei Erfahrung hat, wie viele Zuschauer zu so einem Vortrag kommen, eine größere Veranstaltung gar nicht stemmen kann. Aus diesem Grund wollten wir auch keinerlei Risiko eingehen, denn die Veranstaltung musste auf jeden Fall die hohen Projektkosten decken.

Die Südkoreanerin Oh Eun-Sun, die mit staatlichem Sponsoring aus Prestigegründe am 27.04.2010 dieses Ziel erreicht haben soll, war jedoch keine Konkurentin für Gerlinde. Denn sie ließ sich von Basislager zu Basislager mit dem Hubschrauber fliegen, ist die Berge im Expeditionsstil, bei dem sie von Sherpas unterstützt wurde wo es nur ging, und zudem mit Sauerstoffmaske hinaufgestürmt und hat in kürzester Zeit Gerlinde überholt. Mittlerweile wird dieser Erfolg jedoch erheblich angezweifelt, denn die Gipfelbilder vom letzten 8000er, dem K 2, sind äußerst dubios.

Mittlerweile hat es aber die Spanierin Edure Pasaban, eine Freundin von Gerlinde, geschafft, diesen Erfolg mit fairen Methoden für sich zu verzeichnen. Dennoch wird das bergsteigerische Vermögen von Gerlinde wesentlich höher eingestuft, denn ihre Touren verlaufen stets im alpinen Stil und auf den schwersten Routen. Sauerstoff ist dabei selbstveständlich absolut Tabu. Diesen benötigt diese starke Frau auch gar nicht, denn sie ist so gut in Form, dass es ihr auch schon gelungen ist, einen 8000er im Alleingang zu bewältigen. Symphatisch ist die Österreicherin allemal, denn Gerlinde hat immer wieder betont, dass es ihr nicht um diesen Rekord ging, sondern um die Erfüllung ihrer Lebenseinstellung.

Aus diesem Grund hat die Alpenvereinssektion auch das Ehepaar Dujmovits/Kaltenbrunner eingeladen. Wir wollten, dass unsere Vereinsmitglieder persönlich von unseren südbadischen Bergsteigernachbarn erfahren, welche enormen Motive sie zu diesen Glanzleistung antreiben.

Aus Rückmeldungen auch von unseren Gastteilnehmern haben wir erfahren, dass es den beiden in hervorragender Manier gelungen ist, ihr Bergsteigerleben darzustellen und das gesamte Publikum zu begeistern. Wir bedanken uns bei Ihnen für Ihren Besuch!

Gerlinde und Ralf wünschen wir, insbesondere für den nächsten Versuch den K 2 zu besteigen, recht viel Erfolg. Bleibt so natürlich wie ihr seid und schätzt auch weiterhin das Risiko so vernünftig ein wie bisher.  Kommt gesund und munter wieder von dieser Expedition nach Hause.

Hier eine Pressestimme vom 07.10.2010 aus der Badischen Zeitung:

„Es g’hört scho an Riesen-Vogl dazu“

Extrem-Bergsteiger erzählen in Sulz von ihrer Leidenschaft.

Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits auf Expedition Foto: privat

LAHR (ulb). Dienstagabend kurz vor acht. Die Sulzberghalle ausverkauft bis auf den letzten Platz. Die Augen der Zuhörer sind in freudiger Erwartung auf das von einer Riesenleinwand auf sie herabstrahlende Himmelsblau gerichtet. Im oberen Drittel weist eine schlichte weiße Zeile auf das Thema hin: „Leidenschaft leben über 8000“.

Wüsste man nicht schon im Voraus, wer die beiden sind, die wenig später fast schüchtern im Halbdunkel vorne ans Mikrofon treten, würde man ihnen auch ein ganz anderes Programm zutrauen. Dieser zierlichen Frau mit dem scheuen Lächeln und dem lieblichen österreichischen Akzent würde man ohne Zögern einen Doppelpack flauschige Rheumadecken abkaufen. Dem dazugehörigen Mann würde man ebenso ohne Bedenken in sein Fitness-Studio folgen zum Kurs Wohlfühlgymnastik für die Generation 50 plus . Dass man mit derlei Einschätzungen bei Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits aber total falsch liegt, das wird schon bei der Begrüßung klar: Dujmovits, Jahrgang 1961, hat als erster Deutscher alle 14 Achttausender der Welt bestiegen und auch Kaltenbrunner hat sie bis auf den legendären K 2 alle geschafft.

„Es g’hört scho an Riesen-Vogl dazu, sowas schön zu finden“, lautet eine der ersten Aussagen, die Gerlinde Kaltenbrunner über sich und den extremen Sport macht, den sie seit mehreren Jahren betreibt. Wie Recht sie mit dieser Aussage hat, wird dem Zuschauer bewusst, je länger er die technisch perfekte Multi-Visions-Show verfolgt, bei der sich ruhig stehende Impressionen von golden im Sonnenlicht strahlenden Schnee-Riesen abwechseln mit rasch wechselnden Dia-Serien und authentischem Filmmaterial, das erst das ganze Ausmaß der Anstrengungen deutlich macht, die die Expeditionen den beiden Alpinisten abverlangen.

Wenn eisiger Sturm mit 120 Stundenkilometern donnernd um die Gipfel rast, an Zelten wie an Bergsteigern zerrt, wenn von Frost und Sonne gerötete Gesichter mit dick aufgetragenem Lippenschutz unter den Schneebrillen hervorlugen, wenn sich mit lautem Krachen Steigeisen und Stiefel mühsam in den gefrorenen Untergrund krallen und die Protagonisten in der sauerstoffarmen Luft hörbar nach Atem ringen, dann kann man sich eine Vorstellung davon machen, wo auch für Profi-Alpinisten der Spaß aufhört und die Angst, die Gefahr beginnt, in die diese Obsession im Extremfall führen kann. Spätestens zur Pause sieht man dieses sonst so normal daherkommende Ehepaar mit ganz anderen Augen an. Respekt flößen dann auch die Hilfsprojekte ein, die die beiden unter anderem im Himalaya auf die Beine gestellt haben und weiterhin persönlich betreuen.

„Das ist sozusagen unser wichtigster sozialer Gipfel, den wir bestiegen haben.“ Auch der Reinerlös der Veranstaltung in der Sulzberghalle fließt ohne Abzüge diesen humanitären Zwecken zu.

Norbert Klein

1. Vorsitzender Alpenvereinssektion Lahr

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