Jul 20 2010

Alpiner Grundkurs Eis im Wallis

Geschrieben von um 22:39 unter Ausbildung,Ausbildungstouren

Alpiner Grundkurs Eis vor der wilden Kulisse des Grand Combin

Vom 10. bis  14.07.2010

Die Ausbildungswoche war geplant, das Wetter stimmte, die Vorfreude bei mir und meinen 7 Teilnehmern auch. Am 10. Juli 2010 war es soweit. Wir reisten an ins Val de Bagnes (Wallis) und nach einem vierstündigen, schweißtreibenden Aufstieg mit schwerem Gepäck erreichten wir unsere Hütte, die Cabane de Ponossiére (F. X. Bagnoud) auf 2.645 m. Der Eiskurs konnte beginnen….

Die Hütte war fast vollständig in französisch (sprachiger)  Hand, wenigstens gab es bei uns keine Sprachprobleme (badisch & pfälzisch, das passt schon…)! Nach Belegen des Lagers und dem Abendessen stand zur Einstimmung noch Materialkunde und Tourenplanung auf dem Programm.

Am 2. Tag stiegen wir über Firnfelder, Geröll und leichte Felsen zum Grand Tave, 3.158 m auf. Dabei haben wir verschiedene Gehtechniken im Firn und im Gelände geübt. Das war auch ganz gut für die Höhenanpassung, und nebenbei konnten Daniel und Michael G. ihren ersten 3.000er besteigen. Vom Gipfel hatten wir eine herrliche Aussicht auf viele Berge zwischen Mont Blanc und Monte Rosa, besonders die Sicht auf den gegenüberliegenden Eisriesen Grand Combin war sehr beeindruckend.

Der Nachmittag stand voll im Zeichen der Ausbildung. Verschiedene Knoten wurden geübt, das Begehen von Geländerseilen und der Auf- und Abstieg am Fixseil wurde trainiert, div. Sicherungstechniken im Firn und im Fels wurden erklärt und geübt. Ganz zum Schluss durfte jeder den „Fall der Fälle“ üben, nämlich wie ich Stürze in einem Firnhang (mit und ohne Pickel) abbremsen kann.

Je nach persönlicher Vorliebe verbrachten wir die Hüttenabende mit dem einen oder anderen  Weißbier, Rotwein, Wasser oder Tee. Zu besprechen gab es dabei genug. Objektive und subjektive Gefahren beim Bergsteigen, Verhalten in Notsituationen, Wetterkunde, Tourenplanung u. s. w..

Die Wetteraussichten waren gut, so wollten wir den 3. Tag zu einer Ausbildungstour auf den 3.716 m hohen Combin de Corbassiére nutzen. Der Höhepunkt der Woche wurde wetterbedingt also einen Tag vorverlegt.

Früh hieß es aufstehen. Nach dem Frühstück stiegen wir im Schein unserer Stirnlampen zunächst  zum Glacier de Corbassier ab. Da der Gletscher zunächst sehr flach und aper ist, hatten wir erstmal genug Gelegenheit das Gehen mit Steigeisen eingehend zu üben.

Nachdem der Gletscher gequert war, sind wir den Osthang des Berges über eine schmale Firnrinne aufgestiegen…

bis zu einem steilen Blankeisfeld mit ca. 45° – 50° Neigung. In dieser Schlüsselpassage brachte ich 100 m Fixseile an, bevor die Teilnehmer mit Prusiksicherung nachstiegen.  Das Begehen von Fixseilen hatten wir ja bereits am Vortag geübt und die Umsetzung auf der Tour machte den Teilnehmern sichtlich Spaß,

Nun wurde es wieder flacher und wir stiegen über den Gletscher hoch bis zu einem Sattel auf 3.405 m.

Nach einer Vesperpause ging es über den ausgesetzten, aber gut griffigen Südgrat zum Gipfel, dem gewaltigen Grand Combin immer im Rücken.

Das Schöne war, dass niemand außer uns den Südgrat und die Überschreitung des Berges vorhatte, so dass wir auf dieser schönen und abwechslungsreichen Route ganz alleine unterwegs waren.

Der Abstieg erfolgte über den Normalweg unschwierig über Geröll und Firnhänge. Lediglich der steile Geröllabstieg von Col de Corbassiére erfordert an einer Stelle, infolge der Klimaveränderung mit Gletscherschwund, nochmals etwas Vorsicht, hier musste ich eine brüchige Passage nochmals mit Fixseil entschärfen.

Der 13.07.10, also unser 4. Tag war nicht mehr so strahlend schön wie der Vortag. Das machte aber nichts, denn für die Eisausbildung im Gletscherbruch des Glacier de Corbassiére war das Wetter immer noch gut genug. Intensiv nutzten wir den Tag zum Eisschrauben setzen, Standplätze im Eis mit Reihenschaltung + Ausgleichsverankerung zu  bauen, eine Abalakov Eissanduhr zu machen und verschiedene Geh- und Pickeltechniken einzuüben.

………..und die Abalakov-Eissanduhr hält bombenfest!!!

Kein Eiskurs ohne Spaltenbergung, das durfte natürlich nicht fehlen. Spaltenbergung mit der losen Rolle, Selbstrettung aus der Gletscherspalte und auch etwas Topropeklettern im Eisbruch rundeten den Tag ab.

Gemütlich ließen wir es dann am letzten Tag angehen, denn es stand schließlich nur noch der Abstieg ins Tal und die Heimfahrt an. Ich bedanke mich bei meinen Kursteilnehmern Susanne, Daniel, Wolfgang, Klaus, Tanja, Michael G. und Reinhold für die motivierte Teilnahme. Mir hat es auch viel Spaß mit euch gemacht!

Michael Mühe, FÜL Hochtouren

PS: Das heftiges Gewitter mit Platzregen setzte zum Glück erst ein, als wir beim Griechen in Herbolzheim die Woche gemütlich ausklingen ließen….

Ein Kommentar

Ein Kommentar to “Alpiner Grundkurs Eis im Wallis”

  1. Reinhold sagt:

    Hallo Michael,

    vielen Dank für Deinen schönen Bericht!
    Wenn die Winterabende lang und dunkel sind, wird vielleicht auch mal ein Bildvortrag für die Gruppe fertig.

    Liebe Grüsse
    Reinhold

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