Jul 28 2011

Bernina – Hochtouren im „Festsaal der Alpen“ – 15.07. – 19.07.2011

Geschrieben von um 21:00 unter Allgemein,News,Tourenberichte

15.07.11:

Anfahrt über Basel – Zürich – Chur nach Silvaplana / Surlej (1.809 m, 8 KM vor St. Moritz)

Der Auftakt ist einfach! Mit der Corvatsch-Bergbahn gelangen wir mühelos zur Mittelstation Murtèl (2.702 m).

Mit schweren Rucksäcken wandern meine 3 Teilnehmer Daniel, Stefan, Ulrich und ich von Murtél zur Fuorcla Surlej (2.755 m), einem der schönsten Aussichtspunkte der ganzen Alpen. Wir hatten Glück, dass bei diesem launischen „Sommerwetter“ die Wolkendecke kurz aufriss und einen herrlichen Blick auf Piz Roseg, Piz Bernina und Piz Morteratsch freigab. Ein schöner Höhenweg führte uns schließlich zu unserem Tagesziel, der Coazhütte auf 2.610 m.

16.07.11:

Wir trauten unseren Augen kaum als wir am Morgen in einen wolkenlosen Himmel blickten.

Voll motiviert machten wir uns an den Aufstieg zum Il Chapütschin, 3.386 m (E 35°/ F II). So rasch wir uns auch über den Gletscher des Normalwegs und den abschließenden Felsgrat hochstiegen, das Rennen mit den schnell aufziehenden Wolken war nicht zu gewinnen. Als wir den Gipfel erreichten machte es leider total zu, und es begann zu schneien.

Wenn auch der schöne Aussichtsberg zwischen Roseg- und Fextal uns heute keine schöne Aussicht brachte, so ging es uns doch viel besser als anderen Gruppen der Coazhütte, die die letzten 3 Schlechtwettertage vorher überwiegend mit Kartenspielen und Kleidertrocknen verbringen mußte.

Wir überschritten den Berg über seinen Südwestgrat. Die Sicht wurde besser je tiefer wir kamen, und auch der Schneefall lies nach. Leider ging er aber in Regen über…

Zurück auf der Coazhütte machten wir erstmal eine ausgiebige Mittagsrast bei einer leckeren Bündner Gerstensuppe.

Anschließend packten wir unsere Rucksäcke und machten uns auf den Weiterweg zur Tschiervahütte. Zunächst mussten wir wieder viele Höhenmeter hergeben, denn wir stiegen steil ab zum da Roseg Gletschersee. Sehr schöne Vegetation am Wegesrand und sehr viele Murmeltiere sorgten für Abwechslung. Dann gab es 2 Alternativen. Entweder weit das Rosegtal hinauslaufen zum Hotel Roseg um über eine Brücke das andere Flussufer des Ova de Roseg zu erreichen, oder der im Führer erwähnte Weg über eine Hängebrücke. Wir wählten die sportliche Variante, die sich aber als zeitaufwendiger und schwieriger erweisen sollte.

Zunächst ging es Einzeln, mit dem Rucksack und mit dem Gleichgewicht kämpfend, sehr anstrengend und wackelig, über die Drahtseilbrücke, unter uns der reißende Gletscherfluss. Nachdem dass, ohne nass zu werden, geschafft war, erwies sich nur wenig später der breite Gletscherbach des Vadret da Tschierva als schier unüberwindliches Hindernis. Über eine Stunde dauerte es schließlich bis wir eine passende Stelle für die Flussüberquerung gefunden hatten. Endlich war der Weg frei und wir mussten „nur“ noch die fast 500 HM Gegenanstieg zur Tschiervahütte (2.583 m) bewältigen.

17.07.11:

Die Überschreitung des Piz Morteratsch, 3.751 m (E 45° / F II) und Abstieg zur Bovalhütte stand auf dem Programm. Eine klassische, kombinierte Hochtour. Das Wetter war jedoch sehr wechselhaft, so dass es zweifelhaft war ob uns die Tour gelingt. Über eine Felsstufe erreichten wir den Gletscher. Eine Seilschaft vor uns wählte den Weg nach links zum Piz Tschierva, wir gingen nach rechts Richtung Fuorcla de Boval,

Außer uns war heute niemand an dem Berg unterwegs. An den Felsen der Bovalscharte machten wir eine Pause,  deponierten unsere Rucksäcke, und stiegen den steilen Firngrat hoch hinein in eine immer dichter werdende Nebelsuppe. Nur manchmal noch waren Spuren vom Vortag zu erkennen, die Sicht war schlecht, aber wir ließen uns nicht aufhalten. Schließlich erreichten wir den Gipfel des schönsten Aussichtsberges der Bernina, wenn auch heute ohne Aussicht auf Biancograt, Piz Roseg, Palü und Co.!

Zurück an der Scharte begann es heftig zu regnen. Zum Glück sind wir nicht aus Zuckerwatte! Über die nassen, aber kompakten und gut griffigen Felsen kletterten wir ca. 200 HM ab, bevor wir wieder flacheres Gelände erreichten. Als wir die Bovalhütte auf 2.495 m erreichten regnete es immer noch.

Zum Glück bekamen wir ein komplettes Lager für uns, so dass wir uns richtig ausbreiten und die Ausrüstung zum Trocknen aufhängen konnten. Bei einem gemütlichen Hüttenabend blickten wir auf unsere 2 erreichten Gipfel zurück. Aber auch frühere Erlebnisse wie der schöne Anstieg auf den Biancograt auf den Piz Bernina, damals mit meinem Vater, und auch die anstrengende Besteigung der Piz Roseg über seine Nordwand kamen wieder hoch.

18.07.11:

Wie am Vortag bereits geahnt war das Wetter heute zu schlecht für die Besteigung des Piz Palü über den Fortezzagrat. So schliefen wir gemütlich aus und stiegen nach dem Frühstück ab zur Bahnstation Morteratsch, wo wir per Zug und Bus, über St. Moritz, unseren Parkplatz in Corvatsch wieder erreichten.

Piz Palü            (Bellavista-Terasse)     Piz Bernina        Piz Morteratsch

Trotz des nicht immer guten Wetters hatten wir schöne Tage am Berg verbracht. Und wir haben weiterhin einen Grund wiederzukommen. Der Piz Palü, bei hoffentlich schönem Wetter, ist ja immer noch ein offenes Ziel….

2 Kommentare

2 Kommentare to “Bernina – Hochtouren im „Festsaal der Alpen“ – 15.07. – 19.07.2011”

  1. Na, immerhin wart ihr oben und konntet auch dieses Gipfelerlebnis mit nach Hause nehmen….

  2. Ulrich sagt:

    Definitiv eine Tour die man auf dem Zettel haben muss.
    Leider haben die Umstaende nicht ganz mitgespielt. Bei der naechsten Tour gibt es wieder perfekte Kodak Momente!

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