Jul 28 2015

Westlicher Breithornzwilling (4139 m), Östlicher Breithornzwilling (4106 m) und Roccia Nera (4075 m)

Geschrieben von um 11:12 unter News,Tourenberichte

Das ursprünglich Ziel für Markus, Uwe, Lennart und mich war der 4171 m hohe Dent d´Herens. Hierzu fuhren wir am  Donnerstag, den 16.07.2015 ins Wallis, genauer gesagt nach Täsch. Im dortigen Großparkhaus wurde das Auto abgestellt. Mit dem Zug ging es weiter nach Zermatt. Das Tagesziel lag ca. 200 Höhenmeter unter der Schönbielhütte. An einem See wollten wir biwakieren. Gegen 15 Uhr kamen wir nach einem Aufstieg über Almwiesen und einem Moränenhang dort an. Hier schlugen wir die Zelte auf und übernachteten. Für den nächsten Tag war der Transfer zum Rifugio Aosta über den Col de Valpelline geplant.

Zeltplatz

 

 

Gegen 7 Uhr  verließen wir am nächsten Morgen unseren Zeltplatz. Während unseres weiteren Aufstiegs studierten wir Wetter und Verhältnisse. Es kristallisierte sich immer mehr heraus, dass die Wetterlagen für den morgigen Gipfelaufstieg entgegen der ursprünglichen Prognose nicht sonderlich günstig war. Außerdem wurde anhand der bestehenden Verhältnisse schnell klar, dass die geplante Abkürzung am Gipfeltag zurück zum Zeltplatz so nicht durchführbar war. Somit wäre am Samstag eine sechzehnstündige Tour bei unsicherer Wetterlage angestanden. Daraufhin rückten wir von unserem geplanten Gipfelziel ab und kehrten zum Zeltplatz zurück.

Schnell war klar, dass für den Samstag ein Ausweichziel her musste. Wir beschlossen, mit der Bahn auf das kleine Matterhorn zu fahren und dort einen der Gipfel zu besteigen. Allerdings hatte jeder der Teilnehmer schon mindestens einen der klassischen Gipfel wie Pollux, Castor oder Breithorn bestiegen. Was sich anfänglich als problematisch erwies, sollte ein Glücksfall für unsere morgige Tour werden.

Wir entschlossen uns nämlich, die beiden selten begangenen Breithornzwillinge sowie die Roccia Nera zu besteigen. Diese Gipfel finden sich im Gegensatz zu den dortigen Klassikern nur in wenigen Tourenbüchern wieder.

Mit der ersten Seilbahn fuhren wir auf die Station Klein Matterhorn. Um 07:30 Uhr starteten wir. Über einen zuerst flachen Gletscher stiegen wir anschließend einige Höhenmeter hinab. Hier verließen wir bald, die ausgetretene Spur Richtung Castor und Pollux. Über leicht ansteigende Hänge erreichten wir den Schlussanstieg in den Sattel zwischen Breithorn-Mittelgipfel und westlichem Breithornzwilling. Dieser führte uns über einen ca. 45 Grad steilen Hang in den ausgesetzten Sattel.

Umbau der Seilschaft vor dem Anstieg in den Sattel

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Schlusshang vor dem Sattel mit Spur

 

Nach weiteren 15 min standen wir vor den Gipfelfelsen des ersten Ziels. Direkt vor uns befand sich eine Seilschaft bestehend aus zwei schweizer Frauen. Dies bedeutete Wartezeit, da jetzt die schwerste Seillänge des Gipfelaufstiegs kam. Es galt einen Riss hochzuklettern, anschließend über griffarme Platten nach links zu queren um dann ausgesetzt über weiteren Platten zum nächsten Standplatz zu klettern. Erschwerend kam hinzu, dass diese Seillänge durch Schmelzwasser nass und glitschig war. Außerdem hatten wir Gegenverkehr, durch abseilende Bergsteiger (der Grat kann in beide Richtungen begangen werden).

 

 

 

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Im Vorstieg an der Schlüsselstelle zum westlichen Breithornzwilling

 

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Uwe und Lennart müssen warten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach kurzer Zeit standen wir auf dem schmalen, kecken Gipfel. Leicht aber sehr luftig gestaltete sich der Abstieg in den Sattel zwischen den beiden Gipfeln. Hier sollte die Schlüsselstelle der gesamten Tour kommen. Nach einer Kletterei über schmalen, stufigen Fels, musste mit einem Spreizschritt in einen weiterführenden Riss gequert werden. Über leichter werdende Felsen kletterten wir zu einem weiteren eingerichteten Standplatz. Die anschließenden Gipfelfelsen wiesen keinerlei Schwierigkeiten mehr auf. Über einen Schneegrat erreichten wir den östlichen Breithornzwilling.

Ein kurzes, steiles Eisfeld direkt im Anschluss an den Gipfel, bedeutete die letzte Schwierigkeit der Tour. Die beiden Eisschrauben waren schnell gesetzt. Weiter liefen wir auf dem leichten aber stark verwechteten Grat zum Abzweig Richtung Bivacco Cesare e Giorgio Rosso. Sofort absteigen oder noch den dritten Viertausender des heutigen Tages mitnehmen? Anhand der um 16:30 Uhr abfahrenden, letzten Seilbahn stellte sich diese Frage hier durchaus. Die Verlockung diesen letzten, leichten Gipfel mitzunehmen erwies sich als zu groß. 10 min später standen wir auf dem Roccia Nera. Nach fünfminütiger Rast stiegen wir wieder ab. Über den steilen aber weichen Firnhang erreichten wir in 15 min flacheres Gelände. Ein Sprung über einen Bergschrund, eine einfache Querung über einen flachen Gletscher sowie eine 20 min Gegensteigung waren schnell gemeistert. Rechtzeitig um 15:50 Uhr waren wir wieder an der Station Klein Matterhorn. Die letzte Seilbahn wurde bequem erreicht. An der Zwischenstation Furi trockneten und sortierten wir unsere Ausrüstung bevor diese endgültig verpackt wurde.

Am heutigen Tag hatten wir für die Gipfelüberchreitung die eher selten begangenen Richtung von Westen nach Osten gewählt. Somit hatten wir im Gegensatz zu der üblichen Marschrichtung an den Breithornzwillingen die Schwierigkeiten im Aufstieg (normalerweise wird über diese hinweg abgeseilt). Aber mit drei hervorragenden Kletterern wie Markus, Uwe und Lennart waren die erwähnten Kletterschwierigkeiten problemlos machbar. Jeder der Teilnehmer hat nun drei exklusive Gipfel mehr in seinem Tourenbuch.

 

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Uwe in Aktion – Schlüsselstelle am östlichen Breithornzwilling

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Was man beim Bergsteigen so alles dabei hat!

 

 

 

 

 

Ein Kommentar

Ein Kommentar to “Westlicher Breithornzwilling (4139 m), Östlicher Breithornzwilling (4106 m) und Roccia Nera (4075 m)”

  1. Lennart sagt:

    Gut geschrieben. Mir fehlt allerdings eine Erwähnung der Schweizer Seilschaft die es fertigbrachte 2 ihrer 3 Eispickel zu versenken.

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